Männliche Harninkontinenz
Harninkontinenz = unfreiwilliger Harnverlust
Frauen sind häufiger betroffen, aber ca. 5 % aller Männer in Österreich leiden unter Harninkontinenz
Formen der Harninkontinenz:
- Belastungsinkontinenz = unfreiwilliger Harnverlust bei körperlicher Anstrengung, Husten, Niesen oder Lachen. Beim Mann ist die Belastungsinkontinenz immer durch Verletzungen oder Operationen verursacht. Hauptursache ist die radikale Prostatektomie beim Prostatacarcinom, seltener auch bei Operationen bei gutartiger Prostatavergrößerung (die sogenannte Prostatahobelung).
- Dranginkontinenz = starker Harndrang, der gleichzeitig mit unwillkürlichem Harnverlust einhergeht. Ursachen sind: degenerative Veränderungen am Blasenmuskel im Alter, Gehirn- und Rückenmarkserkrankungen, gutartige Protstatavergrößerung und Blasenkrankheiten wie Steine, Tumore oder Entzündungen.
- Reflexinkontinenz: tritt bei Pat. mit neurologischen Erkrankungen auf (Querschnitt, multiple Sklerose, Mb. Parkinson). Harnverlust infolge unkontrollierter reflexartiger Blasenmuskelkontraktionen.
- Überlaufinkontinenz = unfreiwilliger Harnverlust bei Überdehnung der Blase, große Restharnmengen und fehlende Blasenmotorik. Ursachen sind Prostatavergrößerung und Harnröhrenverengung.
Diagnosestellung:
Die Abklärung der Harninkontinenz beginnt mit ausführlichen Anamnese: gefragt wird nach Voroperationen (radikale Prostatektomie, Prostatahobelung), Verletzungen und Begleiterkrankungen, wie Multiple Sklerose, Zuckerkrankheit, Mb. Parkinson, sowie Medikamenteneinnahme.
Klinische Untersuchung
Harnanalyse
Harncytologie
Ultraschall Nieren, Blase und Prostata, Kontrolle bezüglich Restharn
Harnstrahlmessung
selten notwendig: Blasenspiegelung und Urodynamik
Therapie:
- Drang- und Reflexinkontinenz: wird medikamentös behandelt
- Anticholinergika (Ditropan, Spasmolyt, Inkontan, ...)
- Spasmolytica (Buscopan)
Bei zu starken Nebenwirkungen oder erfolgloser medikamentöser Therapie:
Kentera Pflaster, Blasentraining, Biofeedback,
Botoxinjektionen in die Blase oder
Neuromodulation über Rückenmarkelektroden.
- Bei Belastungsinkontinenz muss meist eine operative Maßnahme ergriffen werden, zuvor sollten jedoch konservative Möglichkeiten versucht werden:
- medikamentöse Therapie mit Serotonin-Wiederaufnahmehemmern
- besonders nach Prostataoperationen besteht in den ersten 6 Monaten
die Möglichkeit einer Besserung durch Beckenbodentraining und
Elektrostimulation.
- zur operativen Therapie steht eine Reihe von Implantaten und Schlingen zur
Verfügung, sowie als letzte Möglichkeit, die Einpflanzung eines künstilichen
Schließmuskels
All diese Operationen sind nicht einfach durchführbar und relativ komplikationsbehaftet.
Zusammenfassend:
Wichtig ist eine genaue Diagnosestellung, um welche Harninkontinenzform es sich handelt, um die geeignete Therapieform auszuwählen!
Bei der Belastungsinkontinenz ist ein schrittweises Vorgehen angezeigt, bei operativen Eingriffen ist vor allem die ärztliche Erfahrung von größter Wichtigkeit!